Die Kellers waren immer die mit dem schlechteren Los. Durch den Familienzwist der beiden Schwestern von der Familie Frei abgespalten, hat Margret Keller eine Metzgerei, während ihr Mann als Jäger arbeitet. Der Laden läuft mehr schlecht als recht, viel Leidenschaft ist da nicht dabei. Auch wenn ihnen diese Arbeit im Dorf Respekt bringt, alle wissen, dass die Kellers nie aufgehört haben auf den „Steinbock“ zu schielen.
Die mittlere Generation steht voll im Arbeits- und Familienleben. Die ältesten Kinder sind nun selber im heiratsfähigen Alter, während man sich auch noch um die eigenen Eltern kümmern muss. Und das Schicksal des Dorfes wird von dieser Generation entschieden. Sie sind diejenigen mit der grössten Verantwortung, müssen aber auch dem grössten Druck standhalten.
Oberdorf liegt weiter hinten im Tal als Niederdorf. Es ist höher gelegen, der Schnee bleibt im Frühling ein paar Tage länger liegen. Die kleinen Häuser schmiegen sich verstreut an den Nordhang, und erhalten deshalb entsprechend wenig Sonne. Die schroffen Felsen auf der anderen Seite des Tals und regelmässige Gerölllawinen verhindern den Anbau von Korn. Doch im Sommer sind die Hänge voll von grasenden Schafen und man könnte sagen, das Blöken der Tiere ist das Wahrzeichen von Oberdorf. Ein kleiner Fusspfad führt vom Pass aus den Bergen durch den Ort und windet sich dem kleinen Bach entlang, der durch das Dorf und weiter Richtung Niederdorf plätschert.
Manche mögen sagen, die Oberdörfler*innen seien ungebildet, hinterwäldlerisch und so dickköpfig wie ihre Schafe. Doch die Menschen in Oberdorf wissen, dass ihre Wolle die einzige ist, die im Winter richtig warm hält. Sie wissen, wie man richtig anpackt und dass man mit Gottvertrauen viel erreichen kann. Wer wagt, gewinnt.
Hier oben komm selten jemand vorbei und der Weg in die Stadt ist weit – aus Oberdorf würde nie jemand weg. Dazu sind die Oberdörfler*innen zu stolz. Das Leben ist zwar hart, aber es ist ihr Zuhause. Die Welt ist überschaulich hier oben und man hat die Probleme schon immer selbst gelöst. So wird es auch bleiben.
Das sagen Oberdörfler:innen über sich:
widerstandsfähig, stolz, stark
Das sagen andere über Oberdörfler:innen:
ungebildet, hinterwäldlerisch, stur
Du hasst die Arbeit in der Metzgerei. Statt in einem Gasthof am Dorfleben teilzunehmen, von Jung und Alt respektiert zu werden und am Stammtisch mit der Gemeindepräsidentin Karten zu spielen, sind deine Arme bis zu den Ellbogen in Blut getränkt, während du das Reh auf dem Tisch vor dir ausnimmst. Seine toten Augen starren dich an als wollten sie sagen: “Schau, wie du versagt hast, schau, wie du nur für Drecksarbeit gut genug bist!”. Du kannst die Stimme deiner Mutter hören, als du mit dem Fleischermesser auf den Kadaver einhackst. Immer und immer wieder, bis das Tier in Stücke zerteilt vor dir liegt. Dann wischst du dir mit dem Ärmel den Schweiss und die Tränen vom Gesicht.
Die Erziehung unter Doris Frei war hart und streng, doch als ältere Tochter hattest du die Gewissheit, dass du einst den Gasthof “Steinbock” erben wirst und das ist ja auch eine grosse Verantwortung. Somit hast du dich der Fuchtel deiner Mutter unterworfen und dich gewissenhaft darauf vorbereitet. Mit deiner Schwester Barbara Frei hast du dich immer gestritten und wolltest darum auch nichts mehr, als möglichst schnell selbstständig zu sein. Schon früh hast du Emil Keller geheiratet, welcher auch sofort Feuer und Flamme für den gemeinsamen Plan des Gasthauses war. Während er als Jäger sein Geld verdiente, hast du für wenig Geld die kleine Metzgerei übernommen. Ein guter Übergangsplan, wie dein Mann dir erklärte.
Doch dann kam alles anders: Du kannst dich noch gut an den Moment erinnern, als ihr zu dritt im Büro der Gemeindepräsidentin Regula Moser standet und deine Mutter den Namen von Barbara Frei ins Grundbuch neben das Wirtshaus eintragen liess. Warum weisst du bis heute nicht, alles war völlig klar: Du bist die Ältere, dir steht der “Steinbock” nur rechtens zu.
Wutentbrannt bist du aus dem Raum gestürmt. Du ranntest in den Wald und hast bitter geweint. Wie konnte sie dir das nur antun? Warum könnt ihr nicht einfach eine normale Familie sein? Der Trauer folgte die Wut, mit einem Ast hast du wild auf die Bäume eingedroschen, bis du nicht mehr konntest. Ausser Kraft und voller Verzweiflung hast du bei Gott geschworen, dass du Rache nehmen wirst.
Doch daraus ist bis jetzt nichts geworden. Abends, wenn ihr nebeneinander im Bett liegt, spürst du, dass dein Mann mehr will als nur als Jäger zu arbeiten. Seine Blicke liegen lange auf dir, wenn du vorgibst, zu schlafen. Und sein Seufzen, wenn er sich wegdreht, zerreisst dir fast das Herz. Familie ist das wichtigste Gut. Du kannst nicht zulassen, dass deine Mutter und deine Schwester dir dieses Glück auch noch nehmen. Eigentlich vermisst du die beiden so sehr. Wie konnten sie dir das antun?
Du liebst Emil Keller über alles. Er und euer Sohn sind das Einzige, was du noch hast und nie im Leben würdest du auf die Idee kommen, ihn zu verlassen. Klar, wie in jeder Ehe gibt es Krisen und er hat schon öfters angedroht zu gehen, wenn du mit einer Idee von ihm nicht einverstanden warst. Manchmal findest du seine Ideen schon sehr extrem und wenn er etwas will, ist ihm nichts heilig. Letztens kam er mit einem Schaf daher, dass er dir zur Metzgete gegeben hat. Das muss einer Familie aus dem Dorf gehört haben. Du hast ihn noch nicht darauf angesprochen, aber manchmal bist du dir nicht so sicher, was er alles im Schilde führt. Aber so ist er nun mal und du bist dir sicher, dass Ihr gemeinsam für alles eine Lösung findet. Er beteuert auch immer wieder, wie Recht du hast, auf deine Schwester wütend zu sein. Wenn dich deine Gefühle mal wieder übermannen, hat er immer einen guten Plan bereit und hat fest versprochen, dich dabei zu unterstützen, das Wirtshaus zu bekommen.
Dein Sohn Lukas Keller ist dein Ein und Alles. Er ist ein absoluter Goldschatz und du würdest ihm jeden Wunsch erfüllen und verhätschelst ihn bei jeder Gelegenheit. Er ist zwar manchmal etwas faul und eingebildet, aber das kommt noch. Du willst, dass er eine bessere Jugend hat als du damals. Für deinen heiss geliebten Sohn hast du haben du und Emil auch schon einen perfekten Plan: Lukas soll Sarah Moser heiraten, die Tochter der Gemeindepräsidentin. Die beiden passen wundervoll zusammen und damit würdest du dem Dorf beweisen, dass die Kellers definitiv bei den wichtigen Familien zählen. Man muss es nur noch den beiden Kindern beibringen.
Du weisst auch ganz genau, dass deine Schwester und Mutter auch vor dem Haus an der Grenze nicht Halt machen werden. Das kannst du nicht mit ansehen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, zu handeln, und du weisst, dass dir dein Mann zur Seite stehen wird. Lange genug hast du auf den rechten Moment gewartet, nun bist du auch mal an der Reihe. Im Gegensatz zu deiner Mutter und Schwester weisst du, wie es ist, die Drecksarbeit zu verrichten. Wie es ist, wenn die Hände in Blut getränkten Eingeweiden von Kadavern wühlen. Und wenn das Haus und der “Steinbock” beide erstmal den Kellers gehören, wird deine Familie endlich begreifen, dass auch du stark genug bist.
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“Wenn Einer Geht” ist ein intransparentes Spiel. Lies also nur deinen eigenen Charakter und verrate keine Geheimnisse an andere Spielende vor dem Larp.
Du darfst gerne eigene Ideen einbringen, achte aber darauf, dass die Fakten im Hintergrund bestehen bleiben. Es gibt vielleicht andere Charaktere, deren Geschichte davon abhängt.
Wenn du persönliche Absprachen mit anderen Spielenden triffst, plane bitte keine konkreten Szenen oder Spielverläufe voraus. “Wenn Einer Geht” soll gemeinsam vor Ort entstehen. Dafür musst du flexibel bleiben und auf alle möglichen Dinge reagieren können, die deinem Charakter widerfahren.
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Du kannst aber auch einfach abwarten, an deinem Kostüm arbeiten und dich aufs Spiel freuen.
Unter "Die Dörfer" findest du die öffentlichen Beschreibungen aller Familien und Charaktere.
Du musst dir aber nicht alle Charaktere vor dem Larp merken. Konzentriere dich auf die Beschreibung deines eigenen Charakters und deiner Kernfamilie. Dies sind die Menschen, mit denen dein Charakter zusammen wohnt und die er gut kennt. Zusätzlich beinhaltet dein Hintergrund ein paar Beziehungen zu Charakteren ausserhalb deiner Familie, deren öffentliche Beschreibung du gerne anschauen kannst.
Im Workshop am Tag vor dem Spiel werden wir uns in den Familien, Generationen und Dorfgemeinschaft treffen und einander kennenlernen. Falls du keine Möglichkeit oder Lust hast, dich vorher mit Leuten abzusprechen, ist das vollkommen in Ordnung.