Als politische Macht sind die Steiners in Niederdorf respektiert. Seit deren Sohn und seine Ehefrau vor ein paar Jahren in einer Lawine ums Leben gekommen sind, kümmert sich das alte Ehepaar Steiner um die Enkeltöchter. Sie sind der festen Überzeugung, dass es ihnen nach den Jahren an Arbeit für Niederdorf nun zusteht, das Haus an der Grenze für sich selber zu haben.
Die jüngste Generation ist gerade erwachsen geworden. Noch unerfahren, doch voller jugendlicher Energie und Tatendrang. Sie sind vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, nehmen Teil an Politik und Arbeitsleben. Und damit sind auch entsprechende Erwartungen verbunden. Während die einen das ernst nehmen, stecken andere noch mit einem halben Fuss in der Kindheit. Was jedoch für alle zum erwachsen werden dazu gehört: Heiraten.
Niederdorf liegt am Ausgang des Tals. Es ist etwas tiefer gelegen als Oberdorf. Die kleinen Häuser scharen sich um eine uralte Eiche in der Mitte des Dorfplatzes, das Wahrzeichen Niederdorfs. Daneben steht eine kleine Kapelle. An den Hängen hinter dem Dorf grasen Kühe, deren Käse im ganzen Ort bekannt ist. Die Nachmittagssonne scheint hier dank der Lage am Südhang länger als in Oberdorf und der Roggen gedeiht hier je nach Wetterlage trotz der Höhe ganz passabel. Der Bach der von Oberdorf herkommt, wird hier breiter und betreibt eine kleine Mühle, die der Stolz des Dorfes ist.
Manche würden sagen, durch ihre bevorzugte Lage seien die Niederdörfler:innen faul, geizig und eingebildet. Doch die Leute aus Niederdorf wissen, dass sie vieles ihrer Zielstrebigkeit, und dem gerechten Glauben an Gott zu verdanken haben.
Auch wenn man von Niederdorf zwei Stunden weniger lang braucht, um in die nächste Stadt zu reisen, würde das nie jemand tun. Dazu sind die Niederdörfler:innen zu eigensinnig. Die Welt ist überschaulich hier oben und man hat die Probleme schon immer selbst gelöst. So wird es auch bleiben.
Das sagen Niederdörfler:innen über sich:
zielstrebig, eigenständig, klug
Das sagen andere über Niederdörfler:innen:
eingebildet, faul, geizig, arrogant
Du weisst, wie es sich anfühlt, wenn man von einem Tag auf den Nächsten den gesamten Halt und alle Liebe, die man im Leben gehabt hat, verliert.
Deine Eltern haben dich geliebt. Du warst schon immer die wildere, und hast ihnen bestimmt mehr Arbeit verursacht als deine Schwester Erika Steiner. Doch irgendwie haben sie es immer hingekriegt, dich zu zähmen und dir gleichzeitig das Gefühl gegeben geliebt zu werden. Es war schön, diese Sicherheit zu haben.
Doch dann sind deine Eltern bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen. Die Schrattenlaui hatte damals den falschen Weg genommen und ist näher bei Niederdorf heruntergekommen als gewöhnlich. Dein Vater und deine Mutter waren gerade unterwegs, um den Weg, der vom Dorf zum Haus an der Grenze führt, vom frischen Schnee zu räumen, als sie von der Lawine überrascht wurden.
Damit ist alles anders geworden. Deine Grosseltern, Vera Steiner und Urs Steiner, haben euch bei sich aufgenommen. Rein theoretisch fehlt euch als Enkelinnen des Gemeindepräsidenten nicht viel. Doch du spürst zum ersten Mal, wie unterschiedlich du und deine Schwester doch sind. Sie ist das absolut verhätschelte Lieblingskind und du – na ja – du bist halt auch noch da. Die Aufmerksamkeit und Liebe deiner Eltern sind weg. Du kannst dich noch so viel auflehnen und provozieren, irgendetwas scheint immer zu fehlen.
Du hast halt die Angewohnheit manchmal zu spät heim zu kommen oder irgendeinem Murmeltier nachzurennen. Geschürfte Knie und blaue Flecken sind an der Tagesordnung und mit der Zeit hast du angefangen Dinge zu klauen. Bekommt ja eh niemand mit. Die einzigen, die dich wirklich zu verstehen scheinen, sind deine Freund*innen Markus Lamprecht und Bettina Lamprecht. Bei ihnen gibst du den Ton an. In eurer Bande fühlst du dich wohl und akzeptiert. Und wenn ihr zusammen für Unruhe sorgt oder eure Spiele mit Thomas Baumann spielt, fühlst du dich wichtig.
Natürlich lässt du dir davon nichts anmerken. Nach aussen gibst du den Ton an, bist immer zum nächsten Scherz bereit und deine charismatische Art hat dich schon oft gerettet.
Viel andere Möglichkeiten als laut zu sein siehst du nicht, um wer zu sein. Du wärst am liebsten wie Susanne Tobler und hättest deine eigene Mühle. Dann würden dich Leute richtig respektieren. Aber nein, Opa Urs Steiner und Oma Vera Steiner liegen dir natürlich lieber damit in den Ohren, dass du langsam heiraten und eine anständige Arbeit finden solltest. Kein Wunder bist du nicht oft zu Hause, auf diese Diskussionen hast du kein Bock. Tief in deinem Inneren weisst du, dass du nicht so klug und überlegt bist wie deine Schwester Erika Steiner. Deine Stärke sind deine Frechheit, dein Mut und dass du Freund*innen hast, die tun, was du sagst.
Als du mitbekommen hast, dass der fremde Besitzer des Hauses an der Grenze gestorben ist und es einen Streit um das Haus geben wird, hast du einen Plan geschmiedet: Du und deine Bande werden den hinterwäldlerischen Oberdörfler Schafsköpfe zeigen, was Zielstrebigkeit ist. Ihr werdet das Ansehen von Niederdorf verteidigen. Notfalls mit den Fäusten. Du weisst, dass deine Oma Pläne hat. Dein Ziel ist es, deinen Grosseltern und den anderen aus dem Dorf zeigen, dass du auf deine Art genauso wertvoll bist, wie deine Schwester Erika Steiner.
Eigentlich hast du aber mehr Angst, als du zugibst. Das Haus an der Grenze ist unheimlich. Bei einem deiner Streifzüge hast du sogar den Leibhaftigen selbst gesehen. Du warst in der Nähe des Hauses, als du in der Dämmerung die Umrisse einer haarigen Gestalt von Oberdorf hinuntersteigen sehen hast. Ihr Ziel war das Haus an der Grenze. Der Fremde hat die Tür aufgemacht und ein heulender Windstoss fuhr vom Schrattengrat hinunter, als die Gestalt im Haus verschwand. Das Geräusch schoss dir durch Mark und Bein. Du bist so schnell du konntest nach Hause gerannt. Wenn du ehrlich bist, sitzt dir die Angst noch immer in den Knochen, aber das zeigst du natürlich niemandem. Lieber hast du eine grosse Klappe und lässt die anderen unter deiner Schlagfertigkeit leiden. Hoffentlich hat niemand deine Angst gesehen.
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“Wenn Einer Geht” ist ein intransparentes Spiel. Lies also nur deinen eigenen Charakter und verrate keine Geheimnisse an andere Spielende vor dem Larp.
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Du kannst aber auch einfach abwarten, an deinem Kostüm arbeiten und dich aufs Spiel freuen.
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Du musst dir aber nicht alle Charaktere vor dem Larp merken. Konzentriere dich auf die Beschreibung deines eigenen Charakters und deiner Kernfamilie. Dies sind die Menschen, mit denen dein Charakter zusammen wohnt und die er gut kennt. Zusätzlich beinhaltet dein Hintergrund ein paar Beziehungen zu Charakteren ausserhalb deiner Familie, deren öffentliche Beschreibung du gerne anschauen kannst.
Im Workshop am Tag vor dem Spiel werden wir uns in den Familien, Generationen und Dorfgemeinschaft treffen und einander kennenlernen. Falls du keine Möglichkeit oder Lust hast, dich vorher mit Leuten abzusprechen, ist das vollkommen in Ordnung.