Johanna Brunner

gläubig, zerrissen, beschützend
Familie Brunner
, aus
Oberdorf
Generation
Mittel
„Jede Sünde ist eine Last – aber manche trage ich für meine Kinder.“
Johanna Brunner
Johanna ist als geborene Gotthelf sehr froh, in eine arme, aber anständige Familie geheiratet zu haben. Sie unterstützt ihren Mann, wo sie kann, und will nur das Beste für ihre Tochter. Doch so sehr sie sich auch selbst aufopfert: Selbst die beste Ehe versteckt eine schlechte Verwandtschaft nicht. So sieht man Johanna oft erst spätabends nach Hause kommen. Hat sie etwa etwas zu verbergen?

Deine Gemeinschaft

Familie Brunner

Die Familie Brunner ist arm und gottesfürchtig. Bernhard behauptet immer, dass Gott für alles einen Grund hat – so auch dafür, dass ihre Schreinerei nicht mehr so gut läuft und der vergangene Winter nicht der erste war, in welchem drei Münder zu viele zu stopfen waren. Trotz ihrer Armut respektiert man die Brunners für ihre harte Arbeit und ihr unerschütterliches Gottvertrauen. „Die müssen nur aufpassen, dass der Herr sie nicht zu früh bei sich haben will, so inbrünstig sie dessen Wort vertreten“, flüstert man sich heimlich zu.

Generation

Mittel

Die mittlere Generation steht voll im Arbeits- und Familienleben. Die ältesten Kinder sind nun selber im heiratsfähigen Alter, während man sich auch noch um die eigenen Eltern kümmern muss. Und das Schicksal des Dorfes wird von dieser Generation entschieden. Sie sind diejenigen mit der grössten Verantwortung, müssen aber auch dem grössten Druck standhalten.

Oberdorf

Oberdorf liegt weiter hinten im Tal als Niederdorf. Es ist höher gelegen, der Schnee bleibt im Frühling ein paar Tage länger liegen. Die kleinen Häuser schmiegen sich verstreut an den Nordhang, und erhalten deshalb entsprechend wenig Sonne. Die schroffen Felsen auf der anderen Seite des Tals und regelmässige Gerölllawinen verhindern den Anbau von Korn. Doch im Sommer sind die Hänge voll von grasenden Schafen und man könnte sagen, das Blöken der Tiere ist das Wahrzeichen von Oberdorf. Ein kleiner Fusspfad führt vom Pass aus den Bergen durch den Ort und windet sich dem kleinen Bach entlang, der durch das Dorf und weiter Richtung Niederdorf plätschert.

Manche mögen sagen, die Oberdörfler*innen seien ungebildet, hinterwäldlerisch und so dickköpfig wie ihre Schafe. Doch die Menschen in Oberdorf wissen, dass ihre Wolle die einzige ist, die im Winter richtig warm hält. Sie wissen, wie man richtig anpackt und dass man mit Gottvertrauen viel erreichen kann. Wer wagt, gewinnt.

Hier oben komm selten jemand vorbei und der Weg in die Stadt ist weit – aus Oberdorf würde nie jemand weg. Dazu sind die Oberdörfler*innen zu stolz. Das Leben ist zwar hart, aber es ist ihr Zuhause. Die Welt ist überschaulich hier oben und man hat die Probleme schon immer selbst gelöst. So wird es auch bleiben.

Das sagen Oberdörfler:innen über sich:
widerstandsfähig, stolz, stark

Das sagen andere über Oberdörfler:innen:
ungebildet, hinterwäldlerisch, stur

Dein Hintergrund

Familie ist kompliziert. Du bist als mittlere von drei Geschwistern aufgewachsen und schon seit ihr klein wart, hattest du das Gefühl, nie so wirklich reinzupassen. Deine jüngere Schwester Regina Gotthelf hatte immer die Nase in einem Buch und das Gefühl, alles besser zu wissen. Besonders mit deinem Bruder Andreas Gotthelf diskutierte sie die ganze Zeit über Gott und die Welt, während du daneben sasst und dich niemand beachtete.

Du kannst dich noch gut erinnern, wie du dann jeweils zu deinem Vater, Jakob Gotthelf, auf den Schoss gekrabbelt warst und deinen Kopf in seinem Bart vergraben hattest. Das Kitzeln seines Bartes beruhigte dich fast so sehr wie seine Worte, die immer dieselben waren: “Ein Mäuschen kriegt nur was vom Käse, wenn die Katze nichts merkt. Du musst nicht laut sein, um etwas zu erreichen, mein Schatz.”

Du hattest viel Zeit alleine in der Dorfkapelle verbracht. Die Worte und Lieder aus der Bibel spendeten dir Trost. Du liebtest den erdigen Geruch der alten Steine und die Gewissheit, dass Gott für Gerechtigkeit sorgt und immer an deiner Seite ist. Manchmal hast du Mäuschen gespielt und dich während dem Gottesdienst unter den Bänken versteckt. Und einmal als aus einer Tasche ein Geldstück auf den Boden fiel, hast du es eingesteckt.

In der Kapelle hast du auch deinen jetzigen Mann Bernhard Brunner kennengelernt. Bei ihm fandest du Beachtung und Unterstützung, die du von deiner Familie, abgesehen von deinem Vater, nie erfahren hast. Ihr teilt den starken Glauben und sein Kampf gegen die Sünde hat dich von Anfang an fasziniert.

Doch euch fehlte das Geld. Dein Mann hatte die schwer verschuldete Schreinerei von seinem Vater übernommen und auch mit deiner Mithilfe kamt ihr immer nur knapp über die Runden. Öfter als nicht waren eure Vorratsschränke leer. Das war in Ordnung, Hunger konntet ihr aushalten. Doch dann wurdest du schwanger mit Silvia Brunner. Du hattest dich um ihre Gesundheit gefürchtet, wenn du nicht genug isst. Und damit hörte dein Unglück nicht auf.

In einer schwarzen Nacht, kurz nach Silvias Geburt, ist dein geliebter Vater gestorben. Du warst nicht da, aber du weisst, was dir deine Mutter erzählte:

“Es war Neumond und mitten in der Nacht begann unser Hahn zu krähen. Dein Vater wollte im Hühnerstall nachschauen gehen, ob alles mit rechten Dingen zu und hergeht. Er muss wohl von der Leiter gefallen sein, denn er lag neben ihr mit gebrochenem Genick im Dreck, als ich ihn gefunden habe.”

Doch du weisst, dass das kein Unfall war. In derselben Nacht hatte Andreas Gotthelf nämlich den Mosers bei einer schweren Geburt geholfen. Tags darauf erzählte sich das ganze Dorf, wie er das totgeglaubte Kind durch seine heidnischen Rituale doch noch zur Welt brachte. Du bist dir sicher: Dein Bruder hat das Leben eures Vaters für die Geburt von Sarah Moser aufs Spiel gesetzt und Jakobs Seele damit an den Teufel verkauft.

Seit jenem Tag hast du keinen Kontakt mehr mit deiner Familie. Dein Mann hatte sich geweigert, deinen Vater auf dem Dorffriedhof zu begraben, da er die Mächte des Leibhaftigen fürchtete. Du warst zwar traurig darüber, doch was hatte er für eine Wahl? Deine Mutter Gabriela Gotthelf nimmt ihren Sohn in Schutz und sogar deiner Schwester Regina Gotthelf scheint die ganze Sache egal zu sein. Doch du bist dir sicher: Deine Mutter und dein Bruder sind allesamt mit dem Teufel im Bunde und so wahr du lebst, werden sie dafür büssen, dir deinen Vater genommen zu haben!

Doch zu deiner Rache bist du bis heute nicht gekommen, denn die nächsten Winter wurden härter als zuvor. Es kam kaum Geld rein, obwohl du verschiedene Arbeiten angefangen hattest. Und du wurdest erneut schwanger. Dies war der Winter, indem du das erste Mal die ein- oder anderen Wertgegenstände mitgehen lassen hast. Du weisst, dass es Sünde ist und dir wird jedes Mal schlecht, wenn du davon deinem Mann nichts erzählen kannst. Doch das Leben der deinen ist dir mehr wert als deine Seele.

Der kleine Marius kam gesund zur Welt, doch schon bald war klar: Vier Münder würdet ihr nicht durch weitere Winter bringen. Das Letzte, was du wolltest, war deine Familie um Hilfe zu bitten, also hast du eine schwere Entscheidung getroffen: Marius soll als Verdingkind zu den Mosers. Also für Kost und Logis als günstige Arbeitskraft bei der fremden Familie leben. Noch war er klein genug, sich nicht mehr an dich zu erinnern. Wenn sie gefragt wurden, erzählten die Mosers, sie hätten das Kind aus Niederdorf. Umso besser, er soll nicht in den Konflikt geraten, zu welcher Familie er gehört. Es ist die einzige Möglichkeit für ihn eine Zugehörigkeit zu erfahren, die du selber nie gekannt hattest.

Dieses Opfer ist es wert. Dein Magen zieht sich immer noch zusammen, wenn du daran denkst, wie dein Mann mit Tränen im Gesicht den leeren Sarg zugeschaufelt hast, nachdem ihr allen erzählt habt, euer Kind sei gestorben. Bei den Mosers wird er es besser haben. An dem Gedanken hast du dich damals festgekrallt und tust es heute immer noch. Wenn nur deine Mutter Gabriela Gotthelf, still bleibt. Vor ihr kannst du wenig verheimlichen und natürlich hat sie die Wahrheit herausgekriegt.

Das alles ist nun einige Zeit her. Ihr kamt über die Runden, doch die Geldsorgen wurden nicht besser. Inzwischen arbeitest du als Wäscherin, doch immer mehr hast du damit begonnen Mäuschen zu spielen und deinem Glück nachzuhelfen. Du siehst, wie es deiner Familie mit dem Geld besser geht, und das ist doch das Wichtigste.

Silvia Brunner ist euer grösster Segen und zu einer tollen jungen Frau herangewachsen. Deine Tochter kommt ganz nach deinem Mann, weiss, wie man anpackt, und ist ein kluges Kind. Oft zieht sie mit ihrer Bande umher, es ist schön zu sehen, dass sie Freunde gefunden hat. Und du weisst: Wenn es schlimm ist, kommt sie zurück zu Mama gerannt. Wie als sie vor ein paar Wochen panisch und mit zerrissenen Kleidern spätabends heim gerannt ist, in fester Überzeugung, den Teufel gesehen zu haben. Du konntest sie beruhigen, doch seither hast du ein strengeres Auge auf sie. Wer will ihr etwas Böses? Die Gotthelfs?

Beziehungen ausserhalb deiner Kernfamilie

  • Regina Gotthelf, deine Schwester und die einzige der Gotthelfs, die du tatsächlich magst. Doch auch sie ist dir immer mehr suspekt: Sie erscheint nie zu den sonntäglichen Gottesdiensten. Und wenn, dann kommt sie zu spät und ist nicht aufmerksam. Dabei hätte sie es bitter nötig, lebt sie doch immer noch mit deinem Bruder und deiner Mutter zusammen. Du fürchtest um ihre Seele. Du kennst sie gut genug, um zu wissen, dass mehr als ein Desinteresse an der Kirche dahintersteckt. Seit sie in ihrer dummen Schule arbeitet, haben die ganzen Bücher ihren Glauben an Gott zunichtegemacht. Du wünschtest, sie würde ihre Stelle verlieren und sich darauf besinnen, dass es wichtigeres gibt als das weltliche Wohl.
  • Kurt Moser: Manchmal ist es zu einfach, an Geld zu kommen. Ihr spielt regelmässig Karten und du ziehst ihn masslos über den Tisch. Auch hast du immer öfter Geld mitgehen lassen. Der Alte ist zu gutmütig und dement, um irgendetwas zu merken. Du hast nichts gegen ihn. Im Gegenteil, Kurt ist ein Guter. Aber du weisst auch, dass er aus einer reichen Familie kommt. Das macht die Sünde leichter. Trotzdem. Bis jetzt hast du das gewonnene Geld unter deinem Bett versteckt und noch nicht übers Herz gebracht, es auszugeben.
  • Marius, deinem zweiten Sohn hast du aus der Ferne beim Erwachsenwerden zugesehen und jedes Mal, wenn du ihn siehst, zerreisst dich das schlechte Gewissen fast. Doch du hast eine Entscheidung getroffen und wirst dich daran halten!
  • Margret Keller, eine ehemalige Schulfreundin von deinem Mann. Er ist oft bei ihr und Emil Keller zu Besuch auf eine Tasse Tee. Kürzlich hast du ihn begleitet und eine ihrer Goldketten mitgehen lassen. Dein Ziel ist es, diese unbemerkt für einen möglichst hohen Gegenwert bei den Niederdörfler*innen loszuwerden, ohne dass Margret Keller etwas bemerkt.

Überlegungen zum Spiel

  • Wie kannst du Rache an deiner alten Familie nehmen? Du willst deinen Bruder und deine Mutter leiden sehen, dass sie dir deinen Vater genommen haben. Nutze deinen Mann Bernhard Brunner dazu, er wird dir mit seiner Gläubigkeit auf jeden Fall in dem Vorhaben beistehen.
  • Und was machst du mit deiner Schwester? Wie lässt du sie spüren, dass sie zu weit geht? Gibt es etwas, was euch doch verbindet? Was kannst du über sie herausfinden?
  • Was sind deine Ziele mit dem Haus? Dass es zu Oberdorf gehört, ist auf jeden Fall klar. Doch wagst du den Gedanken, dass die Brunners einen Teil davon haben könnten? Oder vielleicht sogar dort einziehen? Deine Geldprobleme würde das auf jeden Fall lösen, das Land ist weitläufig und gut und der Fremde hat bestimmt auch die ein oder anderen Wertgegenstände hinterlassen, die niemand vermissen wird.
  • Wie weit geht deine Kleptomanie? Bleibt es bei deinen bisherigen Opfern oder weitest du deine Tätigkeit aus? Gibt es Dinge, die du als Druckmittel gegen die Gotthelfs oder das andere Dorf verwenden kannst? Wir spielen das Spiel mit wenig oder keinem Geld, es gibt jedoch eine Vielzahl an Dingen, die man mitgehen lassen kann. Versprechen, politische Unterstützung und vor allem Eintragungen in dem Grundbuch der Dörfer sind mehr wert als alles Kleingeld.
  • Wie gehst du mit deinem Glauben und den Sünden, die du auf dem Gewissen hast um? Beichtest du irgendwem deine Taten? Bestrafst du dich auf andere Art und Weise? Was wird dein Mann tun, wenn er etwas herausfindet?

Über diese Charakterseite

Dies ist die persönliche Seite für deinen Charakter. Der Link hierzu ist nirgends auf der Webseite für andere ersichtlich. Hier findest du alle Informationen, die du brauchst, um deinen Charakter zu spielen.

Was muss ich jetzt tun?

Lies dir deinen Charakterhintergrund gut durch. Falls du dich schon vor dem Spiel mit deinen Mitspielenden vertraut machen willst, machst du das am besten auf unserem Discordserver

“Wenn Einer Geht” ist ein intransparentes Spiel. Lies also nur deinen eigenen Charakter und verrate keine Geheimnisse an andere Spielende vor dem Larp.

Du darfst gerne eigene Ideen einbringen, achte aber darauf, dass die Fakten im Hintergrund bestehen bleiben. Es gibt vielleicht andere Charaktere, deren Geschichte davon abhängt.

Wenn du persönliche Absprachen mit anderen Spielenden triffst, plane bitte keine konkreten Szenen oder Spielverläufe voraus. “Wenn Einer Geht” soll gemeinsam vor Ort entstehen. Dafür musst du flexibel bleiben und auf alle möglichen Dinge reagieren können, die deinem Charakter widerfahren.

Stöbere auf der Webseite und lies dir die Informationen durch. Diese werden wir laufend weiter ergänzen. Falls du einen Fehler entdeckst, eigene Ideen, Sorgen, oder Input hast, schreib uns gerne an unter: info@roscht.ch

Du kannst aber auch einfach abwarten, an deinem Kostüm arbeiten und dich aufs Spiel freuen.

Muss ich mir alles merken?

Unter "Die Dörfer" findest du die öffentlichen Beschreibungen aller Familien und Charaktere.

Du musst dir aber nicht alle Charaktere vor dem Larp merken. Konzentriere dich auf die Beschreibung deines eigenen Charakters und deiner Kernfamilie. Dies sind die Menschen, mit denen dein Charakter zusammen wohnt und die er gut kennt. Zusätzlich beinhaltet dein Hintergrund ein paar Beziehungen zu Charakteren ausserhalb deiner Familie, deren öffentliche Beschreibung du gerne anschauen kannst.

Im Workshop am Tag vor dem Spiel werden wir uns in den Familien, Generationen und Dorfgemeinschaft treffen und einander kennenlernen. Falls du keine Möglichkeit oder Lust hast, dich vorher mit Leuten abzusprechen, ist das vollkommen in Ordnung.