Emil Keller

skrupellos, hart, fokussiert
Familie Keller
, aus
Oberdorf
Generation
Mittel
„Um zu erreichen was ich verdiene, kann ich mir Mitgefühl nicht leisten.“
Emil Keller
Der grummelige Jäger ist ein grösserer Stratege, als es ihm die meisten auf den ersten Blick zugestehen. Nicht nur schöne Geschichten umranken seine Jagdausflüge. Er glaubt an das Recht des Stärkeren und nimmt sich, was er will. In seiner idealen Welt wäre er Gemeindepräsident und würde im grössten Haus des Dorfes wohnen.

Deine Gemeinschaft

Familie Keller

Die Kellers waren immer die mit dem schlechteren Los. Durch den Familienzwist der beiden Schwestern von der Familie Frei abgespalten, hat Margret Keller eine Metzgerei, während ihr Mann als Jäger arbeitet. Der Laden läuft mehr schlecht als recht, viel Leidenschaft ist da nicht dabei. Auch wenn ihnen diese Arbeit im Dorf Respekt bringt, alle wissen, dass die Kellers nie aufgehört haben auf den „Steinbock“ zu schielen.

Generation

Mittel

Die mittlere Generation steht voll im Arbeits- und Familienleben. Die ältesten Kinder sind nun selber im heiratsfähigen Alter, während man sich auch noch um die eigenen Eltern kümmern muss. Und das Schicksal des Dorfes wird von dieser Generation entschieden. Sie sind diejenigen mit der grössten Verantwortung, müssen aber auch dem grössten Druck standhalten.

Oberdorf

Oberdorf liegt weiter hinten im Tal als Niederdorf. Es ist höher gelegen, der Schnee bleibt im Frühling ein paar Tage länger liegen. Die kleinen Häuser schmiegen sich verstreut an den Nordhang, und erhalten deshalb entsprechend wenig Sonne. Die schroffen Felsen auf der anderen Seite des Tals und regelmässige Gerölllawinen verhindern den Anbau von Korn. Doch im Sommer sind die Hänge voll von grasenden Schafen und man könnte sagen, das Blöken der Tiere ist das Wahrzeichen von Oberdorf. Ein kleiner Fusspfad führt vom Pass aus den Bergen durch den Ort und windet sich dem kleinen Bach entlang, der durch das Dorf und weiter Richtung Niederdorf plätschert.

Manche mögen sagen, die Oberdörfler*innen seien ungebildet, hinterwäldlerisch und so dickköpfig wie ihre Schafe. Doch die Menschen in Oberdorf wissen, dass ihre Wolle die einzige ist, die im Winter richtig warm hält. Sie wissen, wie man richtig anpackt und dass man mit Gottvertrauen viel erreichen kann. Wer wagt, gewinnt.

Hier oben komm selten jemand vorbei und der Weg in die Stadt ist weit – aus Oberdorf würde nie jemand weg. Dazu sind die Oberdörfler*innen zu stolz. Das Leben ist zwar hart, aber es ist ihr Zuhause. Die Welt ist überschaulich hier oben und man hat die Probleme schon immer selbst gelöst. So wird es auch bleiben.

Das sagen Oberdörfler:innen über sich:
widerstandsfähig, stolz, stark

Das sagen andere über Oberdörfler:innen:
ungebildet, hinterwäldlerisch, stur

Dein Hintergrund

“Wenn du dein Ziel lange genug unnachgiebig verfolgst, wirst du es auch erreichen.” Du konntest den Alkohol aus ihrem Atem riechen, als deine Mutter dir ihre Lebensweisheiten von der kargen Ofenbank aus einzutrichtern versuchte. Mit geballten Fäusten hast du die Stube verlassen und dir ein weiteres Mal aus dem leeren Vorratsschrank irgendwas zu Essen zusammengekratzt. Du hast versucht nicht an deine Freunde zu denken, die etwas warmes zu Essen auf dem Tisch hatten, wenn sie von der Schule nach Hause kamen. Das einzige, was deine Mutter in ihrem Leben erreicht hatte, war deinen Vater zu vergraulen bevor du zur Welt kamst und euch beide in Selbstmitleid zu ertränken.

Viel Zeit hast du nicht zu Hause verbracht. Am liebsten bist du mit den anderen Kindern durch die Hänge und Wälder gezogen. Oft bist du in der Dämmerung noch lange regungslos in eurem Versteck geblieben, um die Wildtiere zu beobachten, während die anderen schon lange nach Hause gegangen waren. Die Natur war einfach. Es gab Jäger und Beutetiere.

Als kurz nach deiner Schulzeit deine Mutter starb, hast du bei ihrer Beerdigung deine Tränen und Verzweiflung heruntergeschluckt. Du wusstest, dass du nun alleine zurechtkommen musstest. Bei dem Grab hast du mit zusammengebissenen Zähnen zu Gott geschworen, dass du nie ein Beutetier wie sie werden wirst. Du hast die wenigen Leute betrachtet, die der Beisetzung beiwohnten. Sie alle standen in vorsichtigem Abstand zu dir, dicht beisammen, Hände in ihren Mänteln. Kälte und Wind machten dir nichts aus. Du warst nicht abhängig von irgendjemandem. Du wusstest, dass du mit deinem Fokus und einer guten Strategie alles erreichen kannst.

Einige Jahre später hattest du dir ein Handwerk als Jäger angeeignet, was dir erstaunlich leicht fiel. Du warst selber für dein Essen verantwortlich. Und mit einem Lächeln und einem flatternden Gefühl im Bauch betrachtetest du das Geld in der Hand, das dir Barbara Frei für deinen frisch erlegten Rehbock bezahlt hatte. Sie tätigte oft Einkäufe für den “Steinbock” die Familienwirtschaft der Freis. Einige Zeit hast du dir ein Leben an ihrer Seite ausgemalt. Eine gute Frau, ein stabiles Geschäft mit der Wirtschaft, in der ihr euer eigenes Fleisch verwerten könntet. Und mit dem “Steinbock” unter deiner Führung würdest du jeden Tag hocherhobenen Hauptes durch Oberdorf gehen.

Doch Untitled, war die jüngere Tochter. Sie würde die Wirtschaft nicht erben. Zumindest dachtest du das damals. Oft haben deine Augen noch in ihre Richtung geschielt, als du begonnen hast, ihrer Schwester, Margret Keller den Hof zu machen. Du bist standhaft geblieben und bald habt ihr geheiratet. Sie ist eine gute und tüchtige Frau, selten gab sie ein Widerwort und dein schlechtes Gewissen hast du jeweils ignoriert. Wie in dem Moment, als sie sich an dich schmiegte, deine Hand nahm und dir mit einem schweren Seufzen versprach, die kleine Metzgerei im Dorf zu kaufen. Auch wenn sie das Handwerk nicht mochte, die Metzgerei und die Wirtschaft zu haben, würde euch beiden zugutekommen. Ob sie das nun aus Liebe tat oder nicht, spielte keine Rolle.

Dann kam alles anders. Du hast deine Frau nie weinen sehen. Und dann stand sie da, vor dir tränenüberströmt. Deine Hand zitterte und hielt krampfhaft den Schinken, den du zur Feier des Tages zubereiten wolltest. Heute hättet ihr die Wirtschaft “Steinbock” offiziell erhalten sollen. Doch Doris Frei hatte soeben den Namen Barbara Frei als Besitzerin im Grundbuch eintragen lassen. Mit voller Wucht hast du damals den Schinken in den Kamin geschleudert.

Vielleicht hättest du sie damals verlassen sollen. Doch deine eigene Schwäche hat das nicht zugelassen. Die Tränen auf ihren Wangen verfolgen dich bis heute. Manchmal, spätnachts, wenn sie schläft und leise atmet, fragst du dich, ob sie immer noch an die gemeinsame Wirtschaft glaubt. Du zwingst dich wegzusehen. Gefühle machen schwach – das kannst du dir nicht leisten. Als ältere steht ihr das Wirtshaus zu. Punkt.

Dein Sohn, Lukas Keller hat von euch alles gekriegt, was er sich wünschen konnte. Als er älter wurde, hat er dich oft zur Jagd begleitet. Du liebst diese Vater-Sohn-Momente sehr und hast ihm versucht beizubringen, dass man im Leben hart sein muss, um seine Ziele zu erreichen. Doch so richtig verstanden scheint er dies noch nicht zu haben. Zerknirscht versetzt du dem Tier, das er geschossen hat, den Gnadenschuss. Näher als zehn Schritte hat er sich der Träumer noch nie an die sterbenden Tiere herangetraut. Wenn du ihn nicht in den Griff kriegst, wird er genau so enden wie deine Mutter.

Als Beute seiner eigenen Schwäche. Zu wenig fokussiert. Doch das kannst du nicht zulassen. Du hast entschieden, dass er Sarah Moser heiraten wird, die Tochter der Gemeindepräsidentin Regula Moser. Sie ist aus dem Dorf, aus einer soliden Familie. Das würde euch viel Einfluss bescheren. Und ganz abgesehen davon, du willst kein Gesindel von auswärts, keine Träumer von irgendwoher in deiner Familie. Oberdorf braucht Ordnung, keine neuen Ideen. Seine romantischen Gefühle soll er sich gefälligst aus dem Kopf schlagen. Doch auch du und Margret müssen anpacken.

Das Wirtshaus der Freis muss in eure Hände fallen. Die Regula Moser wirst du auch dazu bringen einzuwilligen. Du wolltest sowieso noch mit ihr reden, sie verwaltet das Grundbuch. Wenn du den Besitz des “Steinbocks” mit deiner Frau zusammen anfechten willst, ist ihre Unterstützung auf jeden Fall nötig.

Damals hast du am Grab deiner Mutter geschworen, nie ein Beutetier zu sein. Heute hältst du den Kopf hoch, wenn du durch Oberdorf gehst. Doch du spürst die Blicke. Die Leute wissen, dass eure grossen Pläne bisher nur Gerede waren.

Beziehungen ausserhalb deiner Kernfamilie

Überlegungen zum Spiel

  • Deine Verbissenheit, erfolgreich zu sein, hat dich kalt und berechnend gemacht. Doch du bist durchaus emotional, wenn du bemerkst, dass eines deiner Ziele in Gefahr ist. Mitgefühl ist die grosse Schwäche, die du bei deiner Mutter gesehen hast, und der du nie zum Opfer fallen wirst. Dein Charakter scheut auch nicht vor Diebstahl oder Erpressung zurück und ist dadurch sehr skrupellos geworden. Wie weit wirst du das treiben? Wirst du schlussendlich lernen, Mitgefühl zuzulassen? Oder wird deine Verbissenheit dich und andere zugrunde richten? (Habe Mut, mit dem Charakter Grenzen auszutesten. Kalibriere hier auch gerne mit deiner Familie im Vorfeld. Es wird auch am OT-Workshop Zeit dazu geben.)
  • Was hat dich damals zu dem Grenzstein geführt? War es die Spur des Teufels persönlich? Der Gedanke lässt dir einen Schauer über den Rücken jagen. Doch du wirst dich nicht ablenken lassen. Wie wirst du das Wissen über den Ort des Grenzsteines nutzen? (Es wird am Spiel nur einen Grenzstein geben und du wirst von uns OT erfahren, wo dieser liegt.)
  • Wie entwickelt sich die Beziehung zu deiner Frau und deinem Sohn? Wie weit bestärkt ihr euch gegenseitig in der Spirale der Rache und Vergeltung? Wird es die Familie zusammenbringen oder auseinander treiben?

Über diese Charakterseite

Dies ist die persönliche Seite für deinen Charakter. Der Link hierzu ist nirgends auf der Webseite für andere ersichtlich. Hier findest du alle Informationen, die du brauchst, um deinen Charakter zu spielen.

Was muss ich jetzt tun?

Lies dir deinen Charakterhintergrund gut durch. Falls du dich schon vor dem Spiel mit deinen Mitspielenden vertraut machen willst, machst du das am besten auf unserem Discordserver

“Wenn Einer Geht” ist ein intransparentes Spiel. Lies also nur deinen eigenen Charakter und verrate keine Geheimnisse an andere Spielende vor dem Larp.

Du darfst gerne eigene Ideen einbringen, achte aber darauf, dass die Fakten im Hintergrund bestehen bleiben. Es gibt vielleicht andere Charaktere, deren Geschichte davon abhängt.

Wenn du persönliche Absprachen mit anderen Spielenden triffst, plane bitte keine konkreten Szenen oder Spielverläufe voraus. “Wenn Einer Geht” soll gemeinsam vor Ort entstehen. Dafür musst du flexibel bleiben und auf alle möglichen Dinge reagieren können, die deinem Charakter widerfahren.

Stöbere auf der Webseite und lies dir die Informationen durch. Diese werden wir laufend weiter ergänzen. Falls du einen Fehler entdeckst, eigene Ideen, Sorgen, oder Input hast, schreib uns gerne an unter: info@roscht.ch

Du kannst aber auch einfach abwarten, an deinem Kostüm arbeiten und dich aufs Spiel freuen.

Muss ich mir alles merken?

Unter "Die Dörfer" findest du die öffentlichen Beschreibungen aller Familien und Charaktere.

Du musst dir aber nicht alle Charaktere vor dem Larp merken. Konzentriere dich auf die Beschreibung deines eigenen Charakters und deiner Kernfamilie. Dies sind die Menschen, mit denen dein Charakter zusammen wohnt und die er gut kennt. Zusätzlich beinhaltet dein Hintergrund ein paar Beziehungen zu Charakteren ausserhalb deiner Familie, deren öffentliche Beschreibung du gerne anschauen kannst.

Im Workshop am Tag vor dem Spiel werden wir uns in den Familien, Generationen und Dorfgemeinschaft treffen und einander kennenlernen. Falls du keine Möglichkeit oder Lust hast, dich vorher mit Leuten abzusprechen, ist das vollkommen in Ordnung.