Der Gasthof „Zum Steinbock“ gehört schon seit jeher der Familie Frei. Und unter der strengen Hand von Barbara floriert das Geschäft mehr denn je. Ob Dorfstammtisch oder gelegentliche Wandernde, die vom Pass herkommen – im Steinbock sind schon alle eingekehrt. Und wehe dem, der nicht genug Trinkgeld bezahlt. Am Stammtisch kursieren viele Theorien, was einem vorgesetzt wird, wenn man auf Kriegsfuss mit Barbara steht. Und keine davon ist erstrebenswert.
Wer schon so lange lebt, hat das Recht respektiert zu werden. Die meisten der älteren Generation arbeiten nicht mehr, was sie natürlich nicht daran hindert, überall mitzureden. Die Enkel langsam gross, vielleicht wird man ja doch noch Urgrosseltern, aber die Gewissheit, dass das Leben sich langsam dem Ende neigt ist allen präsent.
Oberdorf liegt weiter hinten im Tal als Niederdorf. Es ist höher gelegen, der Schnee bleibt im Frühling ein paar Tage länger liegen. Die kleinen Häuser schmiegen sich verstreut an den Nordhang, und erhalten deshalb entsprechend wenig Sonne. Die schroffen Felsen auf der anderen Seite des Tals und regelmässige Gerölllawinen verhindern den Anbau von Korn. Doch im Sommer sind die Hänge voll von grasenden Schafen und man könnte sagen, das Blöken der Tiere ist das Wahrzeichen von Oberdorf. Ein kleiner Fusspfad führt vom Pass aus den Bergen durch den Ort und windet sich dem kleinen Bach entlang, der durch das Dorf und weiter Richtung Niederdorf plätschert.
Manche mögen sagen, die Oberdörfler*innen seien ungebildet, hinterwäldlerisch und so dickköpfig wie ihre Schafe. Doch die Menschen in Oberdorf wissen, dass ihre Wolle die einzige ist, die im Winter richtig warm hält. Sie wissen, wie man richtig anpackt und dass man mit Gottvertrauen viel erreichen kann. Wer wagt, gewinnt.
Hier oben komm selten jemand vorbei und der Weg in die Stadt ist weit – aus Oberdorf würde nie jemand weg. Dazu sind die Oberdörfler*innen zu stolz. Das Leben ist zwar hart, aber es ist ihr Zuhause. Die Welt ist überschaulich hier oben und man hat die Probleme schon immer selbst gelöst. So wird es auch bleiben.
Das sagen Oberdörfler:innen über sich:
widerstandsfähig, stolz, stark
Das sagen andere über Oberdörfler:innen:
ungebildet, hinterwäldlerisch, stur
Menschen brauchen eine starke Hand, die sie anleitet. Dafür bist du da. Und deine Hand wird von Gott geleitet. Mit einem grimmigen Lächeln denkst du daran zurück, wie du diese Lektion gelernt hast. Über den Tisch gebeugt, mit dem Kopf auf der Bibel, während dir dein Vater den Hintern versohlt hat. Heute weisst du nicht mehr, was der Grund dafür war, aber du hast dir damals geschworen, nie unter der Last der Welt zu zerbrechen.
Wenn du ehrlich bist, findest du den lebenslangen Streit deiner Töchter vor allem amüsant. Wie die Hunde um den Knochen balgen sie sich um das Wirtshaus. Du geniesst es, immer wieder Salz in die Wunde zu streuen und zu schauen, wie die Rivalität ums Neue entfacht. Es erfüllt dich mit Stolz, ihre Stärke in ihrem Konflikt zu sehen.
Und ganz ehrlich, du hast dich für dein Rennpferd entschieden und das ist nun mal deine jüngere Tochter Barbara Frei. Von Vorrecht der Erstgeborenen hältst du ohnehin nichts und Margret Keller ist selber Schuld, wenn sie sich in diesen Geier von einem Jäger vernarrt hat. Sie hat sich fürs Davonlaufen entschieden und dir die Entscheidung leicht gemacht. Du kannst dich noch gut an den Moment erinnern, als ihr zu dritt im Büro der Gemeindepräsidentin Regula Moser standet und du den Namen von Barbara Frei ins Grundbuch neben das Wirtshaus eintragen lassen hattest. Du hast gelacht, als Margret Keller wutentbrannt aus dem Raum gestürmt ist. Seither hat sie wohl kein normales Wort mehr mit dir geredet. Das siehst du als klares Zeichen von Schwäche.
Du kannst nur für sie beten, dass sie sich irgendwann aufrafft. Du kannst dir gut vorstellen, dass ihr Mann, der Emil Keller das Haus an der Grenze für seine Familie beanspruchen will. Doch du wirst dafür sorgen, dass Margret keinen Rappen an dem Haus an der Grenze bekommt, solange sie keine Stärke zeigt und beweist, dass sie eine richtige Frei ist. Bis dann wirst du das Haus für dich selber beanspruchen. Edgar und du hätten endlich wieder ein eigenes Haus. Und das Land ist gut, Barbara Frei könnte sogar ein paar eigene Schafe zur Weide bringen und Mosers Herde Konkurrenz machen.
Wenn dich Leute fragen, warum du denn deine Töchter so ungleich behandelst, liebst du es, irgendwelche Geistergeschichten auszupacken. Deine Erziehung geht niemanden was an. Grinsend erzählst du, wie der Fremde dir im Traum erscheint und dir sagt, dass die Barbara das Wirtshaus zu erhalten hat, sonst würde er euch allesamt holen kommen. Oder, dass dir ein kurrliges Fraulein am Waldrand begegnet sei und versprochen hat für zehn Jahre Wohlstand zu sorgen, wenn du die Margret von deiner Türe weist. Und die Leute glaubens. In Wirklichkeit ist das alles Firlefanz. Es gibt das Oben und das Unten. Basta. Und um nicht unter die Räder zu kommen, muss man einstecken können.
Dein Ehemann Edgar Frei sieht das anders. Es ist süss, wie bedingungslos erlegen er dir ist. Schon seit Schulzeiten seid ihr unzertrennlich. Du magst ihn – auf eine Art und Weise. Er ist leicht zu handhaben und tut alles, was man ihm sagt. So seid ihr gemeinsam alt geworden und irgendwie seid ihr immer noch zusammen. Und ganz ehrlich: So richtig kannst du es dir auch nicht mehr anders vorstellen. Noch immer reicht es, einmal zu schnipsen und in einem Nebensatz zu erwähnen, dass du gerne das Haus an der Grenze für dich hättest, und er lässt alles stehen und liegen.
Aber auch du bist nicht ohne Sünden: In letzter Zeit rührt sich da wieder ein längst totgeglaubtes Feuer. Eine gewisse Neigung, die du mit der Ehe an Edgar schon lange vergessen und ausgemerzt geglaubt hattest. Aber was sind das denn sonst für Gefühle, die auf einmal aufblühen, wenn deine Hand per Zufall die von Gabriela Gotthelf streift, beim zweiten Bier am Stammtisch, oder du dir extra lange Zeit nimmst, dir die Strickmuster der Wintersocken erklären zu lassen? Diese Gefühle machen dir Angst und passen nicht in den Plan, den du für das Leben für dich und deine Familie hast.
Und dann gibt es da noch Monika. Ein schlimmes Balg, das sich deine Tochter Barbara Frei irgendwann ins Haus geholt hat. Du verstehst ja, dass Barbara nicht heiraten will (auch wenn du es für lächerlich und spätpubertär hältst), aber nicht einmal tüchtig arbeiten kann das Kind! Du lässt Monika so oft es nur geht spüren, wer hier das Sagen im Haus hat und wer zur Familie gehört und wer nicht! Und ehrlich gesagt: Es macht dir Spass, das kleine Teufelsgör leiden zu sehen. Je mehr, desto besser. Irgendwer muss ja dafür sorgen, die kleine zu erziehen.
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Du kannst aber auch einfach abwarten, an deinem Kostüm arbeiten und dich aufs Spiel freuen.
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Du musst dir aber nicht alle Charaktere vor dem Larp merken. Konzentriere dich auf die Beschreibung deines eigenen Charakters und deiner Kernfamilie. Dies sind die Menschen, mit denen dein Charakter zusammen wohnt und die er gut kennt. Zusätzlich beinhaltet dein Hintergrund ein paar Beziehungen zu Charakteren ausserhalb deiner Familie, deren öffentliche Beschreibung du gerne anschauen kannst.
Im Workshop am Tag vor dem Spiel werden wir uns in den Familien, Generationen und Dorfgemeinschaft treffen und einander kennenlernen. Falls du keine Möglichkeit oder Lust hast, dich vorher mit Leuten abzusprechen, ist das vollkommen in Ordnung.